Philip Reinke und Christoph Petersen heißen die beiden Kollegen von KombiRail Europe, die neuerdings ihre Arbeitsplätze in der Transportüberwachung von Kombiverkehr in der Firmenzentrale in Frankfurt am Main einnehmen. Zusammen mit dem Kombiverkehr-Monitoring-Team rund um Andreas Wilda bilden sie die gemeinsame Überwachungs- und Steuerungseinheit aller Züge, die bereits heute im Kombiverkehr-Netzwerk durch KombiRail Europe produziert und noch im Laufe der aktuellen Transformation bis Jahresende dazukommen werden.
24/7 decken die beiden Transportplaner zusammen mit weiteren Kollegen in Duisburg mit Tagesschichten von Montag bis Sonntag und zusätzlichen Nachtschichten sowohl die so genannte „Ferndispo“, als auch den Nahbereich ab. Heißt: sowohl alle Züge, die auf Strecke gehen, als auch die Rangierdienste rund um das Duisburger DUSS-Terminal in Ruhrort Hafen sind unter ständiger Beobachtung und permanenter Kontrolle. Im Falle von Unregelmäßigkeiten im Betrieb greifen beide sofort zielführend ein. Mit viel Herzblut für die Sache werden Loks getauscht, Zugläufe optimiert, Lokführer an alternative Übernahmepunkte geschickt und notfalls auch Übergangszeiten der eingehenden und ausgehenden Züge in den Terminals verkürzt und verlängert. Mit Erfolg: Seit Beginn der Traktionsumstellung auf KombiRail Europe konnte eine Erfüllungsquote von 100 Prozent erzielt werden. Jeder von Kombiverkehr bestellte Zug wurde durch das KombiRail Europe-Team am geplanten Versandtag auf Strecke und schließlich ins Zielterminal gebracht. Auch wenn dabei ein Zug mal in eine höhere Unpünktlichkeit fuhr, profitierten die Kunden von Kombiverkehr von einer besonders hohen Planbarkeit der Zugabfahrten, was die Dispo-Tätigkeit auf Speditionsseite bei Anlieferungen minimiert.
Synergieeffekte über die Schreibtische hinweg
Das große Ziel hinter dem Zusammenschluss ist es, Synergieeffekte zu erzielen, was vollkommen aufgeht: Über die Schreibtische hinweg werden Ursachen und Auswirkungen von Ereignissen ausgetauscht, die den Zugverlauf beeinträchtigen. Heute weiß ein Kombiverkehr Mitarbeiter zugleich, an welchen Stellen die Kollegen Reinke und Petersen gerade ihre Fäden ziehen und manchmal das eigentlich Unmögliche noch möglich machen. Bisher war dies für Kombiverkehr eine Art Blackbox. Jeder konnte sich nur auf das zugesagte Tun und Handeln des anderen verlassen. Heute besteht völlige Transparenz. Allein das Mithören und Wahrnehmen der laufenden Tätigkeiten im Großraumbüro bringt Ruhe und Gewissheit in die eigenen Arbeitsabläufe und Kundeninformationen.
Mitbekommen, was der andere macht, hat sich mittlerweile mehr als bewährt. Denn nicht nur für das Kombiverkehr-Team, sondern letztlich auch für die Disponennten der Spediteure führen klare Hintergrundinformationen zu einer noch besseren Dokumentation der Zugläufe im Kundenportal und zu noch verlässlicheren Ankunftsprognosen der Züge sowie ETP-Zeiten für die Abholung von Ladeeinheiten an den Zielterminals.
Alter: 29
Ausbildung zum Kaufmann für Verkehrsservice
Bei KombiRail Europe seit Juli 2024
Alter: 38
Studium Master of Arts in Europäischen Geschichtswissenschaften, danach Quereinstieg bei der DB
Bei KombiRail Europe seit Juli 2024
60949 Hamburg – Ludwigshafen: Am 19.9 meldet KombiRail Europe um 13:20 Uhr, dass der Zug in Bensheim steht wegen einer Streckensperrung bei Weinheim.
Ein Direktzug eines Drittunternehmens - ebenfalls mit Ziel Ludwigshafen – steht bereits am 18.9 in Bebra. Am 19.9. gegen 19:00 Uhr wird gemeldet, dass der Zug wegen einer Streckensperrung bei Weinheim an der Weiterfahrt gehindert wird.
Beide Züge stehen also fast zeitgleich auf der Strecke in Richtung Ludwigshafen aufgrund des gleichen Störfalls.
In der Folgenacht erhalten wir vom Drittunternehmen die Information, dass es morgens gegen 8:00 Uhr neue Informationen zur Weiterfahrt des Zuges geben wird. Um 9:06 Uhr heißt es dann allerdings, dass Kombiverkehr die Folgeinformation erst am Nachmittag erhalten wird.
KombiRail Europe teilt schon im Laufe des Nachmittags des 19.9. mit, dass der Zug 60949 im Laufe des Abends weiterfahren kann. Der Zug wird über eine alternative Route umgeleitet. Trotz einer zusätzlichen Verzögerung aufgrund eines Gefahrgutunfalls im Nahbereich des Terminals Ludwigshafen erreicht der Zug am 20.9 nachts um 4:31 Uhr das Kombiterminal Ludwigshafen.
Der Zug des Drittunternehmens erreicht das Terminal in Ludwigshafen zwei Tage später am 22.9 um 12:41 Uhr, nachdem am 20.9. um 15:02 ein neuer Störfall bei Bad Hersfeld gemeldet wurde.
KombiRail Europe hat es geschafft, während der Streckensperrung fünf weitere und damit alle in dieser Zeit geplanten Züge von und nach Ludwigshafen zu bringen.
Verbindung Duisburg - Leipzig v.v.
KombiRail Europe verantwortet und traktioniert ab sofort diese Verbindung.
Verbindung München Riem - Leipzig v.v.
KombiRail Europe verantwortet und traktioniert ab sofort diese Verbindung.
Unserer umzustellenden Verbindungen sind in Betrieb.
Die Traktionsumstellung erfordert viel Energie von einer Vielzahl an Akteuren. Eine davon ist die Dienstleistungsgesellschaft für Intermodale Verkehre (DIV). Spezialität unserer Tochterfirma sind das Flottenmanagement und die Waggon-Instandhaltung mit den allen damit verbundenen Zertifizierungen. Mit zurzeit 14 Beschäftigten ist das von unserem Prokuristen Daniel Jähn geführte Unternehmen an den beiden Kombiterminals Köln-Eifeltor und Duisburg im Einsatz und sorgt dafür, dass die Räder des Wagenparks stets in Bewegung bleiben. Als neutraler Anbieter ist die DIV nicht nur für Kombiverkehr, sondern etwa auch für Mercitalia Intermodal, DB Cargo und viele weitere namhafte Wagenhalter tätig.
Ist das Instandhalten von Güterwagen schon ein anspruchsvolles Unterfangen, kommt nun mit dem Wagen- und Flottenmanagement eine Mammutaufgabe hinzu: Bisher kaufte Kombiverkehr die Wagen (inklusive Wagenmanagement) von DB Cargo mit der Traktion als Gesamtpaket ein. Nun lösen wir uns – wie kommuniziert – in erheblichem Umfang von diesem Konzept und mieten die Wagen auf eigenes Risiko. Die DIV wird somit eine große Wagenflotte verwalten und für deren effizienten Einsatz sorgen.
Die Aufgabe ist herausfordernd, aber auch einzigartig
Die Herausforderung besteht darin, das Spezialequipment innerhalb kürzester Zeit am Markt zu beschaffen und es just in time in die entsprechenden Relationen einzusteuern. Um sich die Dimensionen zu verdeutlichen: Es geht um einen Pool von mehr 2.500 Wagen, der ab Jahresbeginn 2025 eigenverantwortlich verwaltet wird. „Der Hochlauf ist auch für uns ein Kraftakt“, bestätigt DIV-Geschäftsführer Daniel Jähn. Die Aufgabe sei herausfordernd, aber für das gesamte Team auch einzigartig, sagt er. Alle zögen mit, und gemeinsam habe man alle bisherigen Etappenziele beim Megaprojekt Traktionsumstellung pünktlich erreicht, bilanziert der 46-Jährige, der nicht nur die Geschicke der DIV, sondern auch noch den Bereich Infrastruktur & Technik bei Kombiverkehr leitet.
Was die Zwischenschritte angeht: „Seit Juli überführen wir jeden Monat immer mindestens zwei Relationen in die Eigentraktion – jeweils verbunden mit der Übernahme der Dispositionsverantwortung für die Wagen“, berichtet Jähn. Im September belief sich der Wagenpark bereits auf 299 Einheiten. Zum Oktober soll diese Zahl auf 409 steigen. Am Ende steht die erwähnte Summe von mehr als 2.500 Schienenfahrzeugen. Inkludiert sind dabei die eigenen 361 Waggons der Kombiverkehr KG, für welche die DIV bereits seit mehr als zwei Jahren die ECM-Verantwortung übernimmt.
Was beim Aufbau der großen Wagenflotte aktuell hilft: „Die Verfügbarkeit ist nicht mehr das Problem.“ Das ist dem zurzeit schwachen konjunkturellen Umfeld geschuldet. Von Vorteil ist auch, dass es bereits Erfahrungen beim Anmieten von Wagenparks gibt – in der Vergangenheit etwa auf den Relationen von und nach Mortara in der Lombardei oder aber bei den Westhafenverkehren für unsere Tochter Optimodal. „Es handelt sich also um ein für uns nicht ganz unbekanntes Terrain“, erklärt Jähn.
Die Räder am Laufen halten und einen Stillstand vermeiden
Hauptziel der DIV ist es, den Einsatz der Wagen sicherzustellen und einen Stillstand zu vermeiden beziehungsweise so weit wie möglich zu minimieren. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, unterhält die DIV an den Betriebsstätten Köln-Eifeltor und Duisburg eigene mobile Werkstattteams, die unter freiem Himmel eine Vielzahl an Wartungen und Reparaturen ausführen können. Zusätzlich kooperiert die DIV mit externen Instandhaltern an allen weiteren Terminal-Standorten, um auch dort schadhafte Wagen wieder schnell flott zu machen. Abgefahrene Bremssohlen zählen dabei zu den häufigsten Schadensbildern.
Wie beim Auto regelmäßig die Bremsbeläge gewechselt werden müssen, so müssen auch Bremssohlen am Waggon getauscht werden. Im Idealfall lässt sich das planen. Die DIV setzt daher auf präventive Instandhaltung. Das Ziel dahinter ist es, den Verschleiß oder Schaden zu erkennen und zu beheben, sobald er sich anbahnt. Müssen Bremssohlen gewechselt werden, melden die Mitarbeiter das schon der Werkstatt am nächsten Terminal, die wiederum alles für den Tausch vorbereiten und die nötigen Ressourcen einplanen kann.
Das alles funktioniert, ohne den Wagen auszurangieren. „Den Wagen im Wagenverband zu reparieren, ist immer das Hauptziel“, erläutert der Firmenchef. Sowohl der Eingriff als auch die Auswirkungen auf den Betrieb sind dann so klein wie möglich. Werden Bremssohlen zu spät getauscht, kann dies Beschädigungen am Radsatz zur Folge haben. Dieser muss dann getauscht werden, wofür der Wagen ausrangiert und auf einem anderen Gleis wieder einsatzfähig gemacht werden muss. Auch diese Aufgabe bewältigt das DIV-eigene Werkstattteam beziehungsweise deren Dienstleister vielerorts mobil. Meist muss dafür aber ein ganzer Tag angesetzt und der Wagen für einen kompletten Rundlauf ausgeplant werden. Doch auch diese Ausfallzeit relativiert sich: Müsste der Waggon in die Werkstatt, verstreichen mitunter zwei Wochen oder sogar mehr.
Um den Wageneinsatz effektiv planen und steuern zu können, müssen die DIV-Mitarbeiter jederzeit wissen, wo sich das Equipment befindet. Das ist mit der GPS-Ortung des Anbieters Nexxiot gewährleistet. Zusätzlich nutzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fürs Wagenmanagement die IT-Lösung „Echo“ des Anbieters Aprixon aus Hamburg. Neben dem Ressourcen- und Auftragsmanagement erfolgt in Echo auch das Schadwagenmanagement. Ebenso sind die Planungen der Instandsetzung möglich, das Erstellen von Angeboten für Kunden und vieles mehr. Und in Zukunft sind noch weitere Dinge denkbar, um das Wagenmanagement mithilfe digitaler Tools noch effizienter zu machen. Geschäftsführer Jähn denkt hier zum Beispiel an Möglichkeiten einer prädiktiven Wartung. Die Waggons sind hierzu mit einer Vielzahl an Sensoren versehen. Diese könnten von sich aus melden, wenn sich Auffälligkeiten oder Defekte anbahnen. Noch ist die Nutzung derartiger Tools aber Zukunftsmusik. Und es gilt für die DIV erst einmal, das eine große Projekt zu stemmen. Ab Januar hat sie dann vielleicht auch wieder Luft für andere Dinge.
Der DIV ist es wichtig, dass sich die Varianz der unterschiedlichen Wagentypen in Grenzen hält. Je nach Bedarf können EVUs auf eine hohe Zahl an Fahrzeugtypen am Markt zurückgreifen. Die DIV-Experten schätzen, dass im europäischen Intermodalverkehr 15 bis 20 Wagenbauarten im Einsatz sind. Das Unternehmen will die Vielfalt und die mit dem Handling der Waggons verbundene Komplexität überschaubar halten. Die DIV setzt vornehmlich auf den Doppeltaschenwagen T3000 für Trailer sowie auf Vier- und Sechs-Achs-Tragwagen für unterschiedliche Containertypen und Wechselbehälter.
Wenig Vielfalt, einheitliche Garnituren: Zudem ist man darüber hinaus bestrebt, die Wagengarnituren auf den einzelnen Relationen so synchron wie möglich zu halten. Es mag typische Relationen für (Tank-)Container geben – etwa von und nach Ludwigshafen. Ebenso mag es bewährte Trailer-Relationen geben – etwa die Skandinavienverkehre. Ansonsten aber lässt sich beim rollenden Material nach DIV-Auffassung vieles vereinheitlichen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Sind die Wagensets gleich, sind sie untereinander tauschbar, was die Flexibilität erhöht, sollte einer mal zum Beispiel einen Zwangsstopp einlegen müssen.
Fachkräftemangel überall? Die Dienstleistungsgesellschaft für Intermodale Verkehre (DIV) kann das nur bedingt bestätigen. Aktuell beschäftigt sie 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Anfang 2025 werden es aufgrund der zusätzlichen Aufgaben 25 sein. Und fast alle sind schon eingestellt. Geschäftsführer Jähn ist positiv überrascht, dass es gut gelang, ausgebildete Schlosser, Kfz-Techniker für die Instandhaltung sowie ausgebildete Kaufleute fürs Wagenmanagement zu finden. Das Durchschnittalter liege bei unter 40 Jahren und es gibt einen tollen Teamgeist bei der Umsetzung der neuen Aufgaben.